Rosa Vögel und blauer Gletscher 2

Dass man in Argentinien nicht so streng ist, wie in anderen Teilen der Welt, konnten wir sehr schön an der Sicherheitskontrolle am Flughafen erleben. Eine Frau ging sogar mit ihrer Handtasche durch den Metalldetektor. Danach wurde sie nur so halbherzig abgetastet. Für ihre Handtasche interessierte sich niemand. Auch als ich piepste, war das Abtasten mehr so pro Forma – wie überhaupt die ganze Sicherheitskontrolle. Hauptsache, man hat eine! Ist ja immerhin ein Flughafen!
Leider wußten wir voher nicht, dass man so viele Flüssigkeiten wie man will mit an Board nehmen kann. Dann hätten wir unser Wasser nicht so hastig ausgetrunken. Auch heißes Wasser in Thermoskannen darf selbstverständlich mitgeführt werden. Wie sollte man sich denn sonst am Flughafen oder im Flugzeug seinen Mate zubereiten?
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Wir flogen etwa drei Stunden über menschenleere Landschaften, um dann am Flughafen von El Calafate zu landen. Dort gab es dann wieder eine Sicherheitskontrolle. Es ging dabei darum, dass man auch ja keinen Apfel oder so aus Buenos Aires importiert. El Calafate ist nach einem patagonischen Strauch benannt, dessen Früchte man hier gerne zu Marmelade verarbeitet. Außerdem ist diese kleine Stadt eine Boom-Town! Die Einwohnerzahl hat sich in den letzten fünf Jahren auf 22000 mehr als verdoppelt.
Vom Fenster unseres Zimmers im Kiu Ken Hostel hatten wir einen schönen Blick über die Stadt auf den Lago Argentino. Wenn man genau hin sah, konnte man viele kleine, rosafarbene Punkte entdecken – Flamingos in den flachen Gewässern in Ufernähe.

Die Vögel hatten es uns auch gleich angetan, deshalb besuchten wir ein Vogelschutzgebiet in dem Flamingos, krummschnäblige Ibise, diverse Entenarten und andere Vogelarten leben. Das Wetter war für einen patagonischen Sommer ausgezeichnet. Die Sonne schien bei Temperaturen um die 20°C. Nur der Wind vermochte es, die ein oder andere Sturmfrisur zu fabrizieren.


In Argentinien kauft und trinkt man Bier meist in und aus 0,97 l Flaschen. Im ortsansässigen Supermarkt habe ich Quilmes in der Halblitervariante gekauft. Diese Flaschen haben eine Öffnung, so groß wie bei Granini-Flaschen. Wenn man aus ihnen trinkt, hat man das Gefühl von Saft und den Geschmack von Bier!
Lena weigert sich übrigens noch immer, die Uhr umzustellen. Das gibt ihr das Gefühl, dass es nachts um eins noch hell sei. Wenn ich nach ihrer Uhr ein Quilmes trinke, bin ich gänzlich verwirrt!


Nach dieser ganzen Verwirrung sind wir dann an unserem zweiten richtigen Tag in Patagonien mit dem Bus zum Glaciar Perito Moreno gefahren. Das ist einer der riesigen Gletscher aus denen sich der Lago Argentino speist. Je näher wir dem Gletscher kamen, umso mehr Eisbrocken konnten wir im See erblicken. Am Gletscher angekommen, hatten wir erstmal etwas Zeit uns den Gletscher von den gegenüberliegenden Terrassen anzuschauen, aus sicherem Abstand sozusagen. Von dort macht er schon einen gewaltigen und wunderschönen Eindruck. Es knirscht und knackt die ganze Zeit, denn der Gletscher ist permanent in Bewegung, bis zu zwei Meter am Tag. Das bedeutet aber nicht, dass er sich ausdehnt. Er ist schon sehr lange gleich groß. Mit etwas Glück und Geduld kann man Beobachten, wie richtig große Stücke mit viel Getose in den See stürzen. Auf den Terrassen war es natürlich recht voll, weshalb es manchmal etwas schwierig war, dem Gletscher zu zuhören. Sehen konnten wir ihn aber immer gut. Er schillerte in der Sonne, weiß und blau und kalt.


Wir sollten ihm aber noch viel näher kommen. Mit dem Boot setzten wir zum Gletscher über, trafen dort auf unseren (und den einiger anderer Leute) Führer Diego, bekamen nach einer kurzen Wanderung Steigeisen umgeschnallt und begannen auf den Gletscher zu kraxeln. Diego klärte uns vorher noch über die Gefahren auf. Wir sollten doch bitte vermeiden in eine Gletscherspalte zu fallen, da er verpflichtet sei, mit der Anzahl an Leuten zurückzukehren, mit der er los gelaufen sei. Also: „Stay, take picture, then walk!“ Wenn man einmal in eine Spalte gefallen sei, rutsche man noch tiefer, sobald man ausatme. Dann werde es allerdings schwierig, einen da noch rechtzeitig wieder rauszuholen. Okay, lassen wir das mit der Gletscherspalte.


Ob wir nun auf einem Gletscher waren oder auf einem anderen Planeten, konnte man nicht immer mit Sicherheit sagen. Bizarre Formen, leuchtendes Weiß und Blau, der blaue Himmel, kleine Rinnsale, die sich den Weg zum See bahnten und über allem die Berge.


Aber auch, wenn man auf einem anderen Planeten ist, wen trifft man immer und überall? Genau, Sachsen! Ich habe aber brav ein Foto von ihnen gemacht und sie von uns. Irgendwie habe ich das Gefühl, dass dieses Volk auf Reisen überproportional vertreten ist, noch mehr als die Deutschen im Allgemeinen. Sagt doch mal, ihr sächsischen Freunde, ist das so?


Diego hat uns dann noch gezeigt, wie weit der Eisberg bei der letzten kleinen Eiszeit vor 400 Jahren gekommen ist. Das waren aber nur dreißig Meter oder so. Man konnte das daran erkennen, dass dort keine Bäume stehen. Dann meinte ich zu Lena, dass es jetzt eigentlich Zeit würde, für einen Cocktail mit Gletschereis. Keine zehn Minuten später hatte ich einen Whisky on the rocks in der Hand und Lena nur Eis. Eigentlich macht man das ja nicht, also das gute Zeug mit Eis zu verwässern und zu unterkühlen, aber erstens war das Zeug bestimmt nicht gut und zweitens war das der einzige Ort auf der Welt, wo das in Ordnung geht!


Als wir zurück in El Calafate waren, mussten wir nur noch ein paar Dinge für den Aufenthalt in EL Chalten besorgen. Damit meine ich Bargeld. In El Chalten, so steht es im Reiseführer, seien Kreditkarten größtenteils nutzlos und der einzige Geldautomat oft geplündert. Man kann in Argentinien aber immer nur 1000 Pesos (ca. 160 Euro) auf einmal abheben. Der Trick ist, die Prozedur so oft zu wiederholen, bis man den gewünschten Betrag zusammen hat. Mit ordentlich Bargeld in der Tasche trat ich den nächtlichen Heimweg an. Mir war erst schon etwas mulmig, aber eigentlich nur, weil es an jeder Kreuzung mindestens einen Hund gab. Die laufen da überall frei herum. Um mein Geld in Sicherheit zu bringen habe ich es in ein Schnellrestaurant investiert, mit Innenkarussell, Bällebad und allem drum und dran.


Bei den Hunden sind auch richtig große Exemplare dabei, aber die sind alle völlig entspannt. Sie kläffen ausschließlich „Lebewesen“ mit Verbrennungsmotor hinterher. Menschen gehen denen am Arsch vorbei.
Apropo Arsch, hier darf man das Klopapier nicht in die Toilette werfen, weil sie sonst verstopft. Das liegt hier aber nicht an zu dünnen Rohren, wie in Russland, sondern an einem Filtersystem, dass die hier benutzen.
Ich schreibe diese Zeilen hier übrigens gerade im Bus, auf der legendären Routa 40. Sie ist zu weiten Teilen nur eine Schotterpiste. Daher kann es durchaus den einen oder anderen Tippfehler geben. Von der Ruta 40 später mehr. Jetzt geht es für euch erstmal auf nach El Chaltén!

Daniel

2 thoughts on “Rosa Vögel und blauer Gletscher

  1. Susi Nov 22, 2012 21:25

    Wunderschöne Fotos! Viel Spaß euch zwein weiterhin!
    Eure Susi & Family

  2. Daniel Nov 25, 2012 07:58

    Vielen Dank, wir geben uns Mühe!

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